Mit der Integration des intelligenten Tachographen in eine zunehmend digitale Verkehrsinfrastruktur kommt dem Gerät eine immer zentralere und damit auch wichtigere Rolle zu. So baut auch das kürzlich verabschiedete Mobilitätspaket I der Europäischen Union bei der Kabotage-Kontrolle auf den intelligenten Tachographen als vertrauenswürdigen Datenlieferanten. Mit Blick auf die Chancen, die sich durch den Einsatz des Geräts in Zukunft bieten, werden dessen ursprüngliche Bezeichnungen wie „Fahrtenschreiber“ oder „EG-Kontrollgerät“ seiner künftigen Bedeutung nicht länger gerecht.

 

Und das ist erst der Anfang.

 

„Viele Herausforderungen der Transportbranche lassen sich heute schon mit den vertrauenswürdigen Daten aus dem DTCO 4.0 lösen“, sagt Marcello Lucarelli, Leiter des Geschäftssegments Commercial Vehicles & Aftermarket EMEA bei Continental. Nicht ohne Grund ist sein Vortrag auf dem Continental Commercial Vehicle Day vom September dieses Jahres betitelt mit: „Und das ist erst der Anfang!“ Die Verknüpfung der Tachographen-Daten mit Leasingkalkulationen oder Fahrer-Bonussystemen sind dabei nur zwei Beispiele der vielseitigen Einsetzbarkeit des vertrauenswürdigen Datenlieferanten. Schon das bereit angekündigte Update für den DTCO 4.0 wird zusätzliche Funktionen bringen wie beispielsweise die Fähigkeit, Daten aus einem Onboard Weighing System zu verifizieren und aus dem Fahrzeug heraus zu versenden. Für den DTCO 4.1., der spätestens im Frühjahr 2023 verfügbar sein wird, verspricht Lucarelli heute schon weitere nützliche Features. „Unserer Vorstellungskraft sind fast keine Grenzen gesetzt,“ ermutigt Lucarelli.

 

Visionäre Gedankenspiele.

 

In der Tat helfen visionäre Gedankenspiele, die künftige Bedeutung des intelligenten Tachographen in Gänze zu erfassen.

 

Bereits der DTCO® 4.0 verfügt über eine sehr empfangsstarke, integrierte GNSS-Antenne mit Zugriff auf Satellitensysteme wie Galileo, GPS oder GLONASS. Durch satellitengestützte Positionsbestimmung wird der Standort zu Beginn und am Ende der täglichen Arbeitszeit sowie aktuell nach jeweils drei Stunden aktiver Fahrzeit aufgezeichnet. Der Einsatz eines digital vernetzten Tachographen wird daher neben seinen grundsätzlichen Funktionen Fahrer- und Fahrzeugdaten aufzuzeichnen, auch die Kontrolle der Einhaltung sozialer Standards ermöglichen oder die Berechnung und Auszahlung von Boni für adäquates Fahrverhalten vereinfachen.

 

Mit der DSRC-Schnittstelle hält der neue DTCO 4.0 heute schon Funktionen bereit, mit der künftig die Mautabrechnung und Mautüberwachung europaweit harmonisiert werden könnte. Mithilfe auf der Achse befindlicher Sensoren könnten auch verschlüsselte Gewichts- und Achslastdaten in die geschützte Infrastruktur des Tachografen übergeben werden. Der Datenlieferant würde sie von hier einer ebenso verlässlichen wie individuellen Mautberechnung zuführen. Sogar die Einbeziehung der Schadstoffklasse der jeweiligen Zugmaschine wäre auf diese Weise denkbar.

 

Vor allem aber ließen sich im Zusammenspiel mit der Versicherungsbranche lukrative Policen-Modelle entwickeln. Schließlich gehören die Ausgaben der Flotten für Versicherungen zu den größeren Blöcken in ihren Betriebskosten. So könnten Tachographen-Daten mit den Daten zu Unfallhäufigkeiten auf bestimmten Strecken verknüpft werden. Lkw, die regelmäßig auf einer besonders unfallreichen Autobahn verkehren oder große Strecken durch geschlossene Ortschaften fahren müssen, erhielten andere Versicherungen als Lkw, die auf wenig befahrenen oder Nebenstrecken unterwegs wären. Individuellere, in ihrer Höhe dynamisch angepasste Policen würden gleichermaßen für mehr Effizienz bei Versicherungsnehmern wie Versicherern sorgen.

 

Die zusätzliche Integration von Daten zu Ladungsart, Achslast und Fahrerverhalten könnte solche Ergebnisse noch verfeinern. Auch die Hinzunahme aktueller Wetterdaten entlang der befahrenen Strecke ist keine Utopie. Schon lange forscht und entwickelt der Technologiekonzern Continental an den Möglichkeiten, die ein 5G-Netzausbau mit Latenzzeiten im Millisekunden-Bereich im Rahmen der V2V- bzw. V2X-Kommunikation bieten. So könnten beispielsweise Sensoren an den Wischblättern oder Scheiben der Lkw einsetzenden Regen auf den Kilometerstein genau detektieren und diese Informationen mit nachfahrenden Lkw oder eben auch Versicherern teilen.

 

Datenschutz und Manipulationssicherheit sicherstellen.

 

In welche Richtung man auch immer denkt, im Mittelpunkt von Big Data im Flottenmanagement steht stets der digitale Tachograph als vertrauensvollem Daten-Lieferanten. Wo indes Daten erhoben werden, kann es potenziell auch zu Datenmissbrauch oder Manipulation kommen. Der DTCO 4.0 entspricht heute bereits den hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards zur Verarbeitung personenbezogener Daten gemäß EU-Richtlinie 2016/679. Auch Manipulationsversuchen wird durch kryptographische Verbesserung der Kommunikation zwischen Tachographen und Impulsgeber, weiteren elektronischen Verschlüsselungs- sowie einem noch sicheren Plombierungsverfahren entgegengewirkt. Bei den Tachographenherstellern weiß man, dass digitale Manipulationssicherheit bzw. die Absicherung der Fahrtenschreiber und der Impulsgeber gegen Missbrauch immer auch ein kontinuierlicher Prozess ist. Ein Prozess, in welchen VDO  ebenso viel investiert, wie in die Sicherung und Vereinfachung der Prüfprozesse nach §57b. Schließlich kommt den prüfenden Werkstätten hier eine besondere Verantwortung zu. Das neue Workshop Tablet beschleunigt die §57b-Prüfung nicht nur maßgeblich, sondern hilft auch, Ungereimtheiten in den Daten schnell aufzudecken. Zudem dokumentiert das handliche Gerät den gesamten Prüfprozess sorgfältig und lückenlos. Manipulationen werden so schnell erkannt und können detailliert nachgewiesen werden.