Diese Anleitung richtet sich an Telematik-Dienstleister, Tachographen-Werkstätten und Flottenmanager. Sie erklärt die Voraussetzungen und empfohlenen Schritte, um eine reibungslose Kommunikation zwischen einer Telematikeinheit bzw. einem Flottenmanagementgerät und dem VDO DTCO sicherzustellen.
Zugriff von Telematikeinheiten auf DTCO auf Daten
Für installierte Flottenmanagementsysteme bietet der DTCO vier Arten von Nachrichten/ Protokollen, die FMS verwenden kann:
1. Zyklische CAN-Nachrichten: Der DTCO sendet zyklische CAN-Nachrichten wie Uhrzeit/
Datum oder VDO-Zählermeldungen, die von einem FMS gelesen werden können
2. Diagnosedaten
3. D8 Info-Schnittstelle
4. Remote-Download-Daten
Liste der Abkürzungen
Abkürzung Beschreibung
DSRC
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Dedicated Short Range Communication
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DTCO
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Digitaler Tachograph
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ECU
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Elektrische Steuereinheit
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FMS
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Flottenmanagementsystem
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ITS
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Intelligent Transportation Systems
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UDS
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Unified Diagnostic Services (vereinheitlichte Diagnosedienste, gemäß ISO14229)
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UN
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Vereinte Nationen
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UTC
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Universal time coordinated (koordinierte Weltzeit)
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In diesem Leitfaden werden die Begriffe „Telematikeinheit“ und
„Flottenmanagementsystem“ synonym verwendet.
Einleitung
Ein digitaler oder intelligenter Fahrtenschreiber zeichnet sowohl Fahreraktivitäten als auch Fahrzeugdaten auf. Die Daten werden sowohl auf einer Fahrerkarte als auch im Massenspeicher des Tachographen gespeichert. Der lokale Zugriff auf diese Daten ist über verschiedene Schnittstellen möglich, z. B. über die Frontschnittstelle, über Bluetooth (ITS Schnittstelle) oder über den CAN-Bus. In Verbindung mit einer Telematikeinheit, die bestimmte Datenprotokolle unterstützt, kann aber auch aus der Ferne auf die Daten zugegriffen werden. Insbesondere der Remote Download von Fahrerkarte und Massenspeicher ist ein sehr effizientes Verfahren zur Archivierung von Daten, die aus Sicht der Fahrtenschreiberverordnung erforderlich sind.
Das Herunterladen der Daten von der individuellen Fahrerkarte ist spätestens alle 28 Tage (monatlich) erforderlich, und der Massenspeicher des digitalen Fahrtenschreibers muss spätestens alle 90 Tage (jedes Vierteljahr) heruntergeladen werden.
Außerdem müssen die archivierten Dateien ein Jahr lang für die Behörden bereitgehalten werden.
Darüber hinaus möchten Flottenbetreiber nicht nur Fahrzeugdaten, sondern auch Daten zur Fahrertätigkeit aufzeichnen, was in Verbindung mit einem FMS ebenfalls möglich ist.

Allgemeiner Überblick
Schnittstellenüberblick
Generell bietet der DTCO sowohl drahtgebundene als auch drahtlose Schnittstellen, um Zugriff auf fahrzeug- und fahrerbezogene Daten zu erhalten.
Datenschnittstellen eines DTCO

CAN 1 ist in der Regel mit dem Fahrzeugnetzwerk verbunden, z.B. mit dem Kombiinstrument. CAN 2 ist in der Regel für Telematikeinheiten reserviert, kann aber auch für Tachographen-bezogene Steuergeräte, wie ein CAN-DSRC-Modul, verwendet werden.
Darüber hinaus bietet der DTCO eine (Legacy-)Info-Schnittstelle über Pin 8, die einen definierten Satz von Parametern für FMS bereitstellt. Der Datenzugriff kann drahtlos über die Bluetooth ITS-Schnittstelle erfolgen. Diese Schnittstelle unterstützt sowohl UDS als auch den Ferndownload (Lizenz erforderlich).
Schließlich werden UDS-, lokale und Remote-Download-Dienste über die DTCOFrontschnittstelle bereitgestellt.
Cybersecurity
Einige Fahrzeughersteller bieten den drahtgebundenen Zugriff auf den DTCO nur über eine spezielle Flottenmanagement-Schnittstelle an, die hinter einem Sicherheits-Gateway betrieben wird. Die Umgehung des Sicherheitsgateways ist zu vermeiden, da die
Cybersecurity-Typgenehmigung des Fahrzeugs in diesem Fall möglicherweise nicht mehr gültig ist.

Sicherheitsgateway in einer Fahrzeugarchitektur
Zugang zu den Daten
Für installierte FMS bietet der DTCO vier Arten von Nachrichten/Protokollen an, die von FMS genutzt werden können:
Datenschnittstellen
Zyklische CAN-Nachrichten:
Der DTCO sendet zyklische CAN-Nachrichten wie Zeit/ Datum oder VDO-Zähler-Nachrichten, die von einem FMS gelesen werden können. Normalerweise ist die Anzahl der Parameter in zyklischen Nachrichten geringer als die über die UDS-Schnittstelle bereitgestellten Daten.
▪ Diagnosedaten (UDS): Das FMS muss aktiv Daten anfordern und der DTCO antwortet auf diese Anforderungen. Dies ist der bevorzugte Weg, um Zugang zu detaillierten fahrzeug- und fahrerbezogenen Daten zu erhalten.
▪ D8 Info-Schnittstelle: Hierbei handelt es sich um eine Legacy-Schnittstelle, die in zukünftigen DTCO-Versionen nicht mehr unterstützt wird. Die Info-Schnittstelle ist eine unidirektionale Schnittstelle, über die der DTCO in regelmäßigen Abständen einige Informationen zum Flottenmanagement ausgibt (insgesamt 27 Parameter)
▪ Daten aus der Ferne herunterladen: Der Ferndownload ist eine Peer-to-Peer-Kommunikation zwischen einem digitalen Fahrtenschreiber und einem Ferndownload-Terminal im Fuhrparkunternehmen. Das FMS fungiert als Client und der DTCO als Server.
Für den Zugriff auf Ferndownload-Daten ist ein Authentifizierungsverfahren in Verbindung mit der Unternehmenskarte erforderlich, die in das Ferndownload-Terminal eingeführt wird.
Beachten Sie, dass der Remote-Download eine gesicherte Verbindung zwischen dem DTCO und dem Remote-Download-Terminal herstellt. Um die anderen Daten zu sichern, muss vor der Datenübertragung ins Internet eine Verschlüsselung/Signierung durch die Telematikeinheit durchgeführt werden.
Empfehlungen für ein robustes Systemdesign
▪ Vermeiden Sie jeglichen Authentifizierungsprozess in der Nähe und nach der UTCMittagszeit (12.00 Uhr) und Mitternacht (24.00/ 00.00 Uhr). Warum?
Der DTCO muss - gesetzlich definiert - eine Vielzahl verschiedener Überprüfungen durchführen, insbesondere Selbst- und Gegenprüfungen in seinem Speicher und Controller-System.
Vermeiden Sie daher bitte eine Remote-Authentifizierung oder einen Remote-Download mindestens 10 Minuten vorher und 10 Minuten danach.
▪ Vermeiden Sie mehrere Remote-Downloads pro Stunde. Wenn Sie stattdessen Fahrerkartendaten herunterladen möchten, stellen Sie sicher, dass Sie den Remote-Download-Vorgang nicht mehr als einmal pro Stunde starten. Dadurch wird sichergestellt, dass der DTCO über genügend Zeit verfügt, um einen möglicherweise unterbrochenen Download einer vorherigen Sitzung abzuschließen.
▪ Installieren Sie nicht mehr als eine Telematikeinheit im Fahrzeug.
Warum?
Beide Geräte dürfen sich nicht gegenseitig stören, was zu dauerhaften Authentifizierungsverfahren führen kann. Dies führt im schlimmsten Fall entweder zu ausgeworfenen Fahrerkarten während der Fahrt oder zu blockierten Kartenauswürfen.
▪ Prüfen Sie, ob das Fahrzeug über eine dedizierte Flottenmanagement-Schnittstelle verfügt, über die die externe Telematikeinheit mit dem Fahrzeugnetzwerk verbunden werden kann.
▪ Einige Fahrzeughersteller erlauben aufgrund der Cybersecurity-Architektur des Fahrzeugs keine direkte Verbindung einer Telematikeinheit mit einem Fahrtenschreiber. Im schlimmsten Fall kann das Fahrzeug seine Cybersecurity-Typgenehmigung verlieren und darf nicht auf öffentlichen Straßen betrieben werden. Die jeweilige Regelung ist die UN R155.
▪ Wir gehen strikt davon aus, dass jede Remote-Authentifizierung nach erfolgreichem Herunterladen der Daten geschlossen wird. Wir müssen darauf achten, dass die Batteriekapazität des Fahrzeugs im LKW nicht übermäßig entladen wird und der DTCO in den Schlafmodus wechseln kann.
▪ Verwenden Sie für die Sendungsverfolgung sowie die Überwachung der Fahreraktivität keine Remote-Download-Funktion. Verwenden Sie stattdessen UDS-Befehle (z.B. Daten anhand Identifier auslesen) oder werten Sie zyklische Nachrichten aus, die auf dem CANBus übertragen werden. Warum? Der Remote-Download ist für Archivierungszwecke vorgesehen, d.h. für die Archivierung von Fahrerkartendaten sowie des Tachographen-Massenspeichers. Ein Remote-Download erfordert eine stabile Internetverbindung, die in der Regel länger als 10 Minuten dauert.
▪ Vermeiden Sie nach Möglichkeit das Herunterladen der Fahrerkarte, während sich das Fahrzeug bewegt.
Warum?
Wenn ein DTCO-Treiberkarten-Download angefordert wird, muss der DTCO die Fahrerkarte schreiben und lesen. So kann jeder Nebeneffekt wie Fahrzeugvibrationen während der Fahrt oder eine längere Trennung den laufenden Prozess beeinflussen und im schlimmsten Fall zu einem unvorhergesehenen Auswurf der Karte führen. Hinweis: Dies muss bei einem Massenspeicher-Download nicht berücksichtigt werden.
▪ Schulen Sie die Fahrer, um die DTCO-Kartensteckplätze sauber zu halten und Schmutz auf den Chipkartenkontakten zu vermeiden. Kartenreinigungssets finden Sie im VDO Webshop oder beim VDO Händler.
▪ Vermeiden Sie, dass eine Fahrerkarte länger als eine Woche in einem DTCO eingesteckt wird. Stellen Sie sicher, dass die Karte mindestens einmal pro Woche ausgeworfen wird, um eine Isolierung durch physischen Kontakt zu vermeiden.
▪ Stellen Sie sicher, dass der Datenschutz eingehalten wird. Nur wenn der (Bei-)Fahrer seine Einwilligung erteilt hat, können Daten außerhalb der Kabine übermittelt werden. DTCO stellt Parameter bereit, die die Einwilligungsinformationen des Fahrers oder Beifahrers enthalten.
▪ Während eines Remote Downloads kann keine Karte aus dem DTCO ausgeworfen werden. Sollte ein Fahrer dennoch seine Karte anfordern, reagiert der Tachograph mit dem Fehlercode 34. Dieser Fehlercode gilt lediglich als Benutzerhinweis und stellt keinen
Gerätefehler dar.
Links: FMS Standard Website : https://www.fms-standard.com/Truck/index.htm